14.07.2021

Jüdische Gemeinden heben Bedeutung von Solidarität hervor

Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der jüdischen Gemeinden haben bei einem Treffen auf die anhaltend wichtige Bedeutung klarer Distanzierung bei antisemitischen Übergriffen hingewiesen.

Eskalationen bei Protesten gegen Israel hätten jüngst gezeigt, wie schnell sich antijüdische Kräfte in Deutschland nach wie vor Bahn brechen könnten, sagte der Direktor des Jüdischen Landesverbandes in Hessen, Daniel Neumann, am Dienstag. "Hass ist unglaublich schnell mobilisierbar." Es sei wichtig, allgemeine Friedensbotschaften nicht mit Appellen gegen Antisemitismus zu vermischen. "Das Friedensschild mit Blick auf Nahost hilft beim Thema Antisemitismus hierzulande nichts."

Die Spitzen der EKHN mit Kirchenpräsident Volker Jung betonten auch, dass es gerade in der Corona-Zeit eine Anfälligkeit für Verschwörungstheorien gebe, in denen auch Antisemitismen aktiviert würden. Hier sei klarer Widerspruch gefordert.

Corona beeinträchtigt religiöses Leben 

Bei dem Treffen kam auch die aktuelle Situation der jüdischen und evangelischen Gemeinden in der Corona-Pandemie zu Sprache. Jacob Gutmark, Vorsitzender des Jüdischen Landesverbandes in Hessen erklärte,  dass offen sei, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Zukunft des religiösen Lebens habe. Viele jüdische Gemeinden hätten sich besonders engagiert und mit neuen Formaten -  etwa Andachten per Videodienst Zoom - versucht, das religiöse Leben auch digital zu stärken. Als Herausforderung werde zudem auch in den jüdischen Gemeinden die abnehmende Bindungskraft von Religion vor allem unter Jüngeren gesehen. Dies wurde von Kirchenpräsident Jung auch für die evangelischen Gemeinden bestätigt. Die Bereitschaft, sich an Institutionen und Organisationen zu binden, gehe offenbar weiter zurück. Es sei generell schwer, diesem „Megatrend“ etwas entgegenzusetzen.

Gleichgeschlechtliche Parnerschaften bleiben Thema

Bei dem Gespräch wurden auch Fragen nach dem Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder transidenten Menschen in der jeweiligen Glaubenspraxis behandelt. Auch über das Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche und die kritische Resonanz in der Öffentlichkeit wurde gesprochen. Sowohl jüdische als auch evangelische Repräsentierende betonten nach dem Spitzentreffen den vertrauensvollen und offenen Austausch auch bei brisanten Fragestellungen.

Hintergrund 

An dem Spitzengespräch, das seit 2016 regelmäßig einmal im Jahr geführt wird, nahmen von EKHN-Seite Kirchenpräsident  Volker Jung und Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf sowie von jüdischer Seite der Vorsitzende des Hessischen Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Jacob Gutmark und Direktor Daniel Neumann teil. An dem Gespräch waren auch der Leiter des Zentrums Oekumene der EKHN, Detlev Knoche und Friedhelm Pieper, Pfarrer für Interreligiöser Dialog, Judentum und Naher Osten sowie Volker Rahn, Pressesprecher der EKHN, beteiligt.

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