15.10.2023

Hessen: Jüdische Gemeinden fordern mehr Schutz

Angesichts des Terrors der Hamas fordert der Landesverband der jüdischen Gemeinden die Politik zu Handeln auf. Es geht vor allem um Schutz und Bildung.

Angesichts der blutigen Terrorwelle der islamistischen Hamas in Israel und ihren Auswirkungen auf Jüdinnen und Juden weltweit fordern die jüdischen Gemeinden in Hessen die Landespolitik zum Handeln auf. Es müsse massive Anstrengungen bei der Sicherung jüdischer Einrichtungen, an den Schulen und in der Justiz geben, sagte Daniel Neumann, Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen, der Frankfurter Rundschau. „Sonst bleibt es am Ende bei Worthülsen und Sonntagsreden“. Der Landesverband vertritt zehn jüdische Gemeinden in Hessen.

Die massiven Angriffe auf Israel, den „Zufluchtsort“ für Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt, beeinträchtigten das Sicherheitsgefühl der jüdischen Gemeinschaft in Hessen, sagte Neumann. Gerade angesichts eines weltweiten Gewaltaufrufs der Hamas für Freitag schickten jüdische Eltern ihre Kinder teils nicht in Schulen und Kindergärten, die Verunsicherung sei riesig. „Man merkt, welche Auswirkungen dieser Terror auf die Menschen hat“, sagte Neumann. Vielen Menschen sei leider immer noch nicht klar, „dass diese Terrorangriffe Auswirkungen haben auf die jüdische Existenz hier in Deutschland“.

Hessen: Mehr Fortbildung für Lehrkräfte

Die hessische Landespolitik müsse nun in verschiedenen Bereichen tätig werden, forderte Neumann. Zuerst müsse mehr für die Sicherheit jüdischer Gemeinden und Einrichtungen getan werden. In den letzten Jahren habe sich in dem Bereich bereits viel getan, „wir müssen aber in der kommenden Legislaturperiode finanziell besser ausgestattet werden“. Die Gemeinden müssten auch personell in die Lage versetzt werden, ihre Mitglieder gegen Angriffe zu schützen.

Gleichzeitig müsse im Bildungsbereich gehandelt werden, sagte Neumann. Es gebe bereits jetzt erste antisemitische Anfeindungen an hessischen Schulen, „wo die Reaktion zu wünschen übrig lässt“. Lehrkräfte müssten bei den Themen Nahostkonflikt und Antisemitismus „umfassend ausgebildet werden“, damit sie in der Lage seien, die emotionale Debatte an den Schulen aufzugreifen und mit Übergriffen auf jüdische Kinder umzugehen.

Hessen: Raum für Emotionen an der Schule

Zugleich müssten Lehrerinnen und Lehrer in die Lage versetzt werden, mit den starken Emotionen von Schüler:innen mit türkischem oder arabischem Hintergrund umzugehen, wenn die Lage im Nahen Osten eskaliere. Lehrkräfte müssten wissen, „wie man ihnen Raum gibt, wie man sie aber auch in ihre Schranken weist, wenn es hart auf hart kommt“, sagte Neumann.

Justiz und Polizei müssten zudem konsequent gegen antisemitische Straftaten oder Kundgebungen vorgehen, auf denen Terrorismus legitimiert werde. Die Ankündigung von Innenminister Peter Beuth und Justizminister Roman Poseck (beide CDU), in diesem Bereich offensiv zu handeln, müsse eine „Leitlinie der Landespolitik“ werden, forderte Neumann.

Hessen: Bildungsstätte fordert Umdenken in der politischen Bildung

Er sei froh, dass der aktuelle und wohl auch zukünftige hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) im Bezug auf Israel und den Kampf gegen Antisemitismus „ganz klar“ sei, so Neumann.

Die Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank forderte am Freitag angesichts des Terrors gegen Israel einen „Paradigmenwechsel in der politischen Bildung“. Es brauche viel mehr Wissensvermittlung zum Nahostkonflikt und mehr Unterstützung für Lehrkräfte, sagte Meron Mendel, der Direktor der Einrichtung. „Der Gesprächs- und Fortbildungsbedarf ist riesig.“

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