Manfred de Vries: »Israel verteidigt unsere Werte«
Manfred de Vries, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, sieht sich veranlasst, Stellung zu Forderungen zu beziehen, wonach Israel den Gaza-Krieg einstellen soll.
Die SPD-Fraktion im Bundestag hat die deutsche Regierung aufgerufen, sich einer Forderung nach einem sofortigen Ende des Gaza-Kriegs anzuschließen, den bislang 31 internationale Partner unterschrieben haben. Der Druck auf Israel, einen Kurswechsel zu vollziehen, solle erhöht werden, und seitens der Hamas seien die Geiseln freizulassen.
Führende Vertreter des Judentums in Deutschland, etwa der Zentralrat der Juden, appellieren an die Bundesrepublik, weiterhin unerschütterlich an der Seite Israels zu stehen und keine antisemitischen Narrative zu bedienen.
Auch de Vries betrachtet die Ansicht der SPD als zu einseitig, wie er in einer Presseerklärung mitteilt. Darin macht er zudem deutlich: »Israel verteidigt unsere Werte im Nahen Osten«. Nirgendwo sonst im Nahen Osten gebe es Gesetze zu Menschenrechten, Rechten von Frauen und Andersgläubigen.
Vorwurf, es werde Hass verbreitet
Überdies unterstreicht er: »Den Krieg in Gaza kann Israel gewinnen - den Medienkrieg gegen Israel dagegen nicht.« Seinen Worten zufolge werden »permanent Hass und Lügen von der Hamas und anderen Terrororganisationen verbreitet«. Ziel sei es, Israel und Juden weltweit zu schaden. »In Gaza schießt ein Hamas-Kämpfer ohne Uniform auf einen israelischen Soldaten. Wenn der Soldat zurückschießt, wird aus dem Kämpfer plötzlich ein Zivilist.« So würden angebliche Opferzahlen völlig verzerrt.
»Es gibt keine verlässlichen Zahlen aus Gaza. Alles wird von den Terroristen geliefert.«
Nach Ansicht von de Vries sei es außerdem bemerkenswert, dass sich kein arabisches Land für die humanitäre Hilfe in Gaza verantwortlich fühle. »Erst recht nicht der Iran, für den dies ein Stellvertreterkrieg ist. Ägypten grenzt an Gaza und schickt keine Hilfsgüter. Nur Israel soll hier verantwortlich sein?«
Wie de Vries erklärt, meine die UNO, dass Israel den Gazastreifen besetzt habe und deshalb verantwortlich sei. »Aber Israel hat vor 20 Jahren den Gazastreifen verlassen und die Menschen haben die Hamas gewählt. In der einzigen freien Wahl.« Danach sei nie wieder gewählt worden, die Islamisten hätten den Gazastreifen in eine Kampfzone verwandeln können - die Menschen als Schutzschilde einsetzend.
»Ja - die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst«, betont de Vries. Es sei kaum zu glauben, wie schnell die Welt vergessen habe, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 ein Massaker gegen Israelis verübt hat. »Der einzige Grund für diesen Krieg! Israel möchte mehr denn je Frieden und will die Geiseln endlich befreit wissen. Denn das geht in Vergessenheit: Es gibt immer noch Geiseln in den Händen der Hamas.«
Für Israel sei jeder Mensch ein Geschenk Gottes. Aus diesem Grund sei das Land bereit, 1000 Gefangene für zehn Geiseln zu tauschen. »Der Hamas sind Menschenleben dagegen vollkommen egal.«
Die amerikanische Gaza Humanitarian Foundation (GHF) habe in den letzten Wochen viele Millionen Rationen an die palästinensische Bevölkerung in Gaza verteilt. Auch versuchte die GHF über die Zusammenarbeit mit den palästinensischen Gemeindeführern, direkt zu den Menschen nach Hause zu liefern.
»Die Hamas nimmt durch die Arbeit der GHF extremen Schaden, denn sie verliert durch die Verteilungszentren die Kontrolle über die Hilfslieferungen und damit über ein wirksames Druckmittel zur Kontrolle der Bevölkerung.« Somit werde medial alles getan, um die Arbeit der GHF schlecht zu machen. »Die GHF wird für Tode verantwortlich gemacht, die eigentlich die Hamas zu verantworten hat«, sagt de Vries. Er wünsche sich den Ausbau des GHF-Hilfssystems und eine flächendeckende sichere Versorgung der Bevölkerung in Gaza.
Einander besser kennenlernen
»Aber wie können wir dem Hass gegenüber Israel und Juden unter diesen Bedingungen etwas entgegensetzen? Wie können wir der Propaganda der Islamisten widerstehen? Wie können wir die Bilder des Hasses überwinden?«, fährt er fort. Vor allem: Wie lasse sich sicherstellen, dass dieser Hass nicht auf Hessen überschwappt?
»Doch nur, indem wir einander achten und das Menschliche betonen. Indem wir den friedlichen und bereitwilligen Anhängern gleich welcher Religion mit Respekt und Akzeptanz begegnen.« Dafür seien in der Wetterau und im Usinger Land viele gemeinsame Projekte auf den Weg gebracht worden.
»Und so werben wir um Verständnis der jeweils anderen Religion und der Menschen, die sie praktizieren. Denn nur wenn wir uns gegenseitig besser kennenlernen, das Gegenüber verstehen und den Menschen in dem Anderen erblicken, hat der Hass keine Chance.«