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16.12.2025

Anschlag in Sydney: So reagieren Jüdische Gemeinden in Hessen und Rheinland-Pfalz

Darmstadt

Der Terroranschlag von Sydney trifft auch Juden in Hessen und Rheinland-Pfalz während Chanukka. Stimmen aus den Gemeinden zwischen Verbitterung und Zuversicht.


Der Terroranschlag auf Juden in Australien am Sonntag zum Auftakt des Lichterfests (Chanukka) mit 15 Todesopfern wühlt auch die jüdischen Gemeinden in Hessen und Rheinland-Pfalz auf. Lob gibt es für die deutschen Sicherheitsbehörden.

Der Terror von Sydney sei „das brutale Ergebnis der konstanten Dämonisierung und Delegitimierung Israels in sozialen und traditionellen Medien, in der Kultur, auf Demonstrationen und in Teilen von Politik und Zivilgesellschaft“, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion Daniel Neumann, Vorsitzender des Landesverbands der jüdischen Gemeinden in Hessen. „So sieht es aus, wenn man die Intifada globalisiert. So sieht es aus, wenn man den Judenhass, den Israelhass und den Antizionismus nicht energisch bekämpft“, fügt er bitter hinzu.

„Der Anschlag in Sydney bewegt uns sehr, er macht Mitgliedern der jüdischen Gemeinden auch Angst. Aber wir feiern unser Chanukka natürlich trotzdem“, beschreibt Avadislav Avadiev die Stimmungslage. Er ist Vorsitzender des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz. „Weltweit werden Juden bedroht, Anschläge wie der in Sydney zielen auf uns Juden, auf unsere Werte, aber auch auf die Demokratie insgesamt.“

Intensiver Austausch mit den Sicherheitsbehörden

Wie sicher fühlen sich Juden in Hessen und Rheinland-Pfalz? „Wir fühlen uns relativ gut geschützt, weil sowohl die Sicherheitsbehörden wie auch unsere eigene Sicherheit aufmerksam, professionell und engagiert arbeiten“, sagt Daniel Neumann. Dass dies aber überhaupt nötig sei, „ist ein Armutszeugnis von Politik und Gesellschaft, da der Kampf gegen Judenhass nicht offensiv und entschlossen genug geführt wird.“ 

Avadislav Avadiev lobt die Zusammenarbeit mit den rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden. Am Sonntag seien Polizeibeamte vor Ort in den Gemeinden gewesen, um die Lage nach dem Anschlag von Sydney zu besprechen. „Da fühlen wir uns gut aufgehoben.“ 

Aus dem Mainzer Innenministerium heißt es: „Der Schutz jüdischen Lebens genießt weiterhin höchste Priorität. Dies gilt natürlich auch für die Chanukka-Feierlichkeiten. Die polizeilichen Maßnahmen erstrecken sich von Bestreifungen zu unregelmäßigen und festgelegten Zeiträumen, über Objektbegehungen bis hin zu anlassbezogener polizeilicher Präsenz.“ Die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen lägen „bereits auf einem sehr hohen Niveau und werden intensiv fortgeführt“.

Freude über Solidaritätsbesuche von Christen und Muslimen

Erfreut zeigt sich Avadislav Avadiev über die Reaktionen von Nichtjuden nach dem Terroranschlag in Sydney: „Am Sonntag sind besonders viele Menschen christlichen und muslimischen Glaubens zu uns in die jüdischen Gemeinden gekommen, um gemeinsam mit uns das Lichterfest zu feiern und damit ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Das ist in diesen Zeiten Gold wert.“

Daniel Neumann bringt ein Zitat des Rabbiners Jonathan Sacks in Erinnerung, der gesagt habe: „Der Hass, der mit den Juden beginnt, endet nicht mit den Juden“. Neumann: „Wir jedenfalls werden trotzdem Chanukka feiern. Oder gerade deswegen. Mit dem Wissen, dass der Hass die jüdische Flamme trotz aller Versuche nicht zum Erlöschen bringt, sondern sie anfacht. Was übrigens der Chanukka-Botschaft entspricht: Ein kleines Licht vertreibt viel Dunkelheit.“