News

24.12.2025

Jüdische Gemeinde entzündet achte Chanukka-Kerze

Gießen

Die Jüdische Gemeinde Gießen beendet das Chanukka-Fest auf dem Weihnachtsmarkt. Dabei wird auch der Opfer des Anschlags in Sydney gedacht.


Nicht nur Christen haben in diesen Dezembertagen etwas zu feiern. Denn auch die Jüdische Gemeinde Gießen begeht das Chanukka-Fest. Am Sonntagabend konnte Rabbi Shimon Großberg die achte Kerze am Leuchter entzünden und so die achttägigen Feierlichkeiten beschließen. In die Freude mischte sich allerdings auch Trauer, wie Dow Aviv, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gießen, erinnerte. Immerhin wurden vor einer Woche 15 Menschen bei einem Anschlag auf ein Fest zum Chanukka-Auftakt am Bondi Beach im australischen Sydney getötet. „In Trauer, Mitgefühl und Solidarität gedenken wir der Ermordeten und setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt“, betonte Aviv.

Christen zeigen sich solidarisch

Rund 100 Menschen wohnten der Zeremonie auf dem Weihnachtsmarkt am Kirchenplatz bei. Ein passender Ort, wie Pfarrer Dr. Gabriel Brand erklärte. Die Gießener Christen würden sich so nämlich solidarisch und verbunden mit den Juden zeigen. „Wenn wir Christen zu Weihnachten Kerzen anzünden, dann tun wir das in der Hoffnung, dass die Welt etwas heller wird.“ Gleiches gelte auch für die Juden während Chanukka.

Der Anschlag von Sydney habe deutlich gemacht, dass Antisemitismus noch immer in der Gesellschaft präsent sei, dass Juden noch immer bedroht würden, so Brand weiter. „Es hat Erinnerungen wachgerufen an den 7. Oktober 2023, aber auch an Halle, an Paris und Magdeburg“, blickte der Theologe auf Attentate der jüngeren Vergangenheit zurück. Sie alle hätten eines gemeinsam, fügte Dow Aviv hinzu: Es seien Menschen getötet worden, die bloß das Leben hätten feiern wollen.

Mit dem Schmerz leben lernen

Insofern appellierte er vor der Entzündung der Chanukka-Kerzen und einem gemeinsamen Gesang auch an die Menschen vor der StadtRaumBühne, die den Leuchter trug. Man müsse auch weiterhin gegen Hass und Diskriminierung aufstehen und dürfe nicht aufhören, sich laut für Frieden einzusetzen. „Es verlangt uns so viel Kraft ab. Mit jeder neuen Wunde wird neuer Schmerz freigesetzt“, sagte Aviv. Doch mit diesem Schmerz müsse man leben lernen. „Wir feiern weiter, auch wenn wir zwischendurch mal Pause machen, um zu trauern. Wir geben die Hoffnung nicht auf und beten weiter dafür, in Frieden und Freiheit leben zu dürfen.“