„Es gibt eine kollektive Verantwortung“: Gedenken in Gießen
Auschwitz. Die Stadt im heutigen Polen ist längst zum Synonym geworden für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, den Holocaust – begangen von skrupellosen nationalsozialistischen Schergen. Denn Auschwitz stehe stellvertretend für den Mord an sechs Millionen europäischen Juden „und damit den dunkelsten und unmenschlichsten Punkt der deutschen Geschichte“, betonte Pfarrer Cornelius Mann im Netanya-Saal. Dort gedachten am Dienstagabend 130 Gießener aus Kommunalpolitik, Kirchen und Verbänden der unzähligen Opfer, aber auch der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers vor 70 Jahren. Eingeladen hatten die Jüdische Gemeinde Gießen und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar.
Insgesamt 853 000 Herrenanzüge, 837 000 Damenkleider, 44 000 Paar Schuhe und 7,7 Tonnen menschliches Haar fanden die Befreier am 27. Januar 1945 vor – Belege „einer bis ins Letzte geplanten Vernichtungsmaschinerie, unfassbarer Perversion und berechenbarer Grausamkeit, an der hunderttausende von Deutschen beteiligt waren“, verdeutlichte Dow Aviv. Und doch dürfe nicht von einer „Kollektivschuld“ gesprochen werden, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Das nämlich würde jenen Deutschen nicht gerecht, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um jüdische und andere Mitmenschen zu retten und dem nationalsozialistischen Terrorsystem auf vielerlei Weise widerstanden. „Aber es gibt eine kollektive Verantwortung“, fügte er hinzu. Zugleich erinnerte er an die Aufgabe, das würdige Gedenken an die Toten von Auschwitz auch in der Zukunft sicherzustellen. „Nur wenige Überlebende leben heute noch. Das ist ein Wunder und ein Geschenk“, unterstrich Aviv. Deshalb sei es wichtig, dass sie Gehör finden, vor allem auch bei den jüngeren Generationen.
Den ausführlichen Bericht über die Gedenkveranstaltung in Gießen finden Sie auf den Seiten des Gießener Anzeigers.
(Bildquelle: Giessener-Anzeiger.de)