10.11.2017

Blick in den Abgrund: Erinnerung an die Zerstörung der Darmstädter Synagogen vor 79 Jahren

Darmstadt

Einrichtung und Inventar zertrümmert, Gebäude durch Brand zerstört: Dienstbeflissen und mit kalten Worten meldete SA-Brigadeführer Lucke die Vernichtung der Synagogen in Darmstadt und weiterer jüdischer Gotteshäuser in der Umgebung an höhere Stellen weiter. Das geschah am 9. November 1938, in einer Nacht, die als Pogromnacht in die Geschichte einging. Es war der Anfang von Auschwitz.

Bei der Gedenkfeier in der neuen Synagoge in der Wilhelm-Glässing-Straße erinnerte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Daniel Neumann, am Donnerstag an eine Zeit, in der sich niemand eine solche Zerstörungsorgie hätte vorstellen können. Hoffnung und Zuversicht erfüllte die jüdische Gemeinde, als 1876 die Liberale Synagoge in der Friedrichstraße eingeweiht wurde. Sie sollte ein Gebetshaus für alle Völker sein. Es schien, als sei damit endlich das Kapitel der jahrtausendealten Verfolgungsgeschichte der Juden abgeschlossen.

Doch die Hoffnung sei im Strudel von Hass und Gewalt erstickt, beklagte Neumann. Mit dem Synagogenbrand hätten die Nazis ausgelotet, ob sie mit ihren Maßnahmen gegen die Juden auf Widerstand stoßen würden. Deportation und Ermordung waren die nächsten Schritte. Nur wenige Menschen hätten sich eingemischt oder Hilfe geleistet, die große Mehrheit habe zugeschaut. So seien die Schweigenden zu Mitwissern, Komplizen und Mittätern geworden und hätten den Boden für den Massenmord vorbereitet. „Heute sind Sie da, um in den Abgrund zu blicken“, sagte Neumann – an seine Zuhörerschaft gewandt. Aus diesem historischen Abgrund klinge der Schrei von sechs Millionen Menschen. Neumann dankte den Teilnehmern der Gedenkfeier, weil sie mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass setzten.

Den ausführlichen Artikel über die Gedenkfeier in der Jüdischen Gemeinde Darmstadt finden Sie auf den Seiten von Echo-Online.

  

(Bildquelle: Echo-Online.de)

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