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23.04.2018

Daniel Neumann im Interview zur Echo Preisverleihung: "In meinem Herzen wallen Empörung und Ärger auf."

Die für Donnerstagabend geplante Verleihung des Echo-Musikpreises wird in diesem Jahr von ungewöhnlich schrillen Tönen begleitet. Der Grund sind umstrittene Texte der für den Preis nominierten Rapper Kollegah und Farid Bang. Ihnen wird unter anderem Antisemitismus vorgeworfen.

Kollegah und Farid Bang sind unter anderem für den Echo in der Kategorie Album des Jahres nominiert. Im Zentrum der Vorwürfe steht die Textzeile "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" aus dem Song "0815" der beiden Musiker.

"Ich es skandalös finde, dass man mit solchen Texten eine Möglichkeit hat vor einem so breiten Publikum geehrt zu werden", sagt der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde in Hessen, Neumann, im Inforadio. Er verstehe zwar, dass es bei einem Publikumspreis wie dem Echo nicht nur um den Musikgeschmack geht, sondern auch um verkaufte Platten oder gestreamte Lieder.

Auch das Internationale Auschwitz Komitee reagierte am Mittwoch mit Empörung auf die geplante Teilnahme des Duos an der Preisverleihung am Donnerstag in Berlin. Sie sei "für alle Überlebenden des Holocaust ein Schlag ins Gesicht und ein für Deutschland beschämender Vorgang", hieß es in einer Mitteilung. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Echo-Nominierung der beiden Musiker einen "Freifahrtschein, genauso weiterzumachen".

Ethikrat der Musikindustrie lässt Nominierung zu

"Ich denke, dass sowohl die Veranstalter des Echos als auch die Gesellschaft eine Verantwortung haben, auch deutlich zu machen, wo Grenzen sind - von Musik, des guten Geschmacks und wo andere Menschen verletzt, herabgewürdigt oder gedemütigt werden", so Neumann.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung und Kritik von Auschwitz-Überlebenden hatte der unabhängige Ethik-Beirat des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) den Fall geprüft - und entschieden, dass die Nominierungen nicht zurückgezogen werden.

Neumann reagiert darauf mit Unverständnis: "Dass man ausgerechnet an dem Yom Hashoah, also an dem Tag des Holocaust-Gedenkens [...], eine solche Verleihung macht und diese beiden Herren nominiert, ihnen also möglicherweise einen Preis übergibt und der Ethikrat sich nicht schützend einschaltet, sondern sagt, das sei von dem zugegebenermaßen hohen Rechtsgut der Meinungsfreiheit gedeckt - das finde ich skandalös." Er frage sich, wofür der Ethikrat dann überhaupt da sei, wenn nicht mal diese Textzeilen ausreichten, damit der Rat sage "Stopp, bis hierhin und nicht weiter".

Neumann telefonierte mit Rapper Kollegah

Neumann setzt auf Dialog, suchte den direkten Kontakt zu Rapper Kollegah und telefonierte mit ihm. "Ich kann nicht sagen, dass er in dem Telefonat unvernünftig gewirkt hätte. Das war nicht der Fall. Wir haben ein sehr ruhiges Gespräch geführt." Inhaltlich seien beide jedoch gänzlich unterschiedlicher Meinung gewesen.

"Ich war der Meinung, dass er durch seine Texte Antisemitismus, Homophobie, Sexismus - und zwar in heftigster Form - transportiert und war eben der Meinung, dass das nicht der Fall ist." Kollegah habe betont, dass er immer wieder öffentlich sagt, er sei kein Antisemit - "was mir aber völlig egal ist", so Neumann, "und das habe ich ihm auch gesagt".

Für ihn zähle, was der Rapper sage, was er tue und was er singe: "Wenn er immer wieder antisemitische Textzeilen singt und wenn er Videos dreht, die eindeutig verschwörungstheoretischen, antisemitischen, judenfeindlichen Inhalt haben, dann ist es für mich völlig irrelevant, wenn er mir dann in einem privaten Telefongespräch erklärt, dass er eigentlich gar nicht so denken würde, wenn das Millionen und Abermillionen von Menschen sehen und hören."

Neumann betonte im Inforadio, er erwarte von dem Rapper, dass er die Verantwortung für alle Textzeilen auf seinen Alben übernimmt - auch wenn sie von anderen gerappt oder gesungen werden.

Den gesamten Artikel finden Sie auf den Seiten von Inforadio.de.

   

(Bildquelle: inforadio.de)