Kirchen und Wiesbadener Oberbürgermeister rufen zur Solidarität mit Juden auf
Jacob Gutmark, der Sprecher des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, ist zurückhaltend. „Meine Haltung dazu ist etwas indifferent“, sagt der Psychologe. Eine „aufflammende Betroffenheit“, wie sie jetzt von vielen Menschen gezeigt werde, könne auch schnell wieder abflauen. „Wir brauchen Solidarität im Alltag“, sagt Gutmark und kündigt an, das auch der Landesregierung zu sagen, die am Montag eine Kabinettssitzung in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt abhielt. Beispiel Schule: Er höre oft von Lehrern, dass muslimische Schüler sich dem Thema Holocaust im Unterricht verweigerten, nach dem Motto: Das ist nicht unser Problem. Da will Gutmark Verbindlichkeit schaffen. „Ich würde daraus ein Prüfungsfach machen.“
Martin Mencke, der evangelische Dekan von Wiesbaden, nennt die Kippa-Aktion in Frankfurt „ein schönes Zeichen der Solidarität. Es ist bedauerlich, dass sich Alltagsantisemitismus wieder ausbreitet, und dass die Menschen schon seit Jahren ihren jüdischen Glauben nicht öffentlich leben können.“
Andreas Günther, evangelischer Pfarrer für Ökumene im Dekanat Wiesbaden: „Wird jemand angegriffen, weil er Jude ist und eine Kippa trägt, dann ist es ein starkes Zeichen der Solidarität, wenn viele Menschen aufstehen, eine Kippa aufsetzen und damit zeigen: ,mit uns nicht, wir stehen hinter dir, du gehörst zu uns. Wir dulden es nicht, dass Menschen, weil sie jüdischen Glaubens sind, angegriffen werden‘. Zentral für unsere Gesellschaft wird aber sein, dass wir nicht nur für einen Tag mal symbolisch Zeichen setzen, sondern dass wir im täglichen Leben immer dann, wo es nötig ist, antisemitischen und rassistischen Parolen entgegentreten. Die Kippa setzen wir Nicht-Juden wieder ab, unsere Herzenshaltung und unser Mut werden jeden Tag gefragt sein, um unsere Welt in Solidarität und Vielfalt zu gestalten.“
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(Bildquelle: Wiesbadener-Tageblatt.de)