Offenbacher Rabbiner auf Straße angefeindet
Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung. Die Personalien von Verdächtigen seien festgestellt worden, sagte ein Polizeisprecher.
»Beschimpfungen passieren ganz oft«, sagte der Rabbiner, der immer mit Kippa auf die Straße geht. Doch dieses Mal seien sie so laut und wiederholt gerufen worden, dass er auf die Gruppe zugegangen und sie angesprochen habe. Ein Beteiligter habe eingelenkt: »Mein Freund meint das nicht so«, der aber habe widersprochen: »Doch, ich meine das so!« Augenzeugen hätten die Polizei gerufen. Die habe ihn dann aus dem Gottesdienst herausgeholt, um sechs Verdächtige zu identifizieren.
Arabisch Einer von ihnen habe ihm auf den Kopf zugesagt: »Sie kennen mich doch vom KOMM-Center!« In diesem Einkaufszentrum war der Rabbiner vor fünf Jahren von sechs bis acht arabisch aussehenden Jugendlichen beschimpft, geschubst und bedrängt worden. Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Nach Ermittlungen der Polizei hatten sechs Jugendliche den Rabbiner um Entschuldigung gebeten und waren zu einem Gespräch in die jüdische Gemeinde gekommen. Gurewitz hatte danach seine Anzeige zurückgezogen.
In einem Schreiben des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Offenbach, Alfred Jacoby, und seinem Stellvertreter und Zentralratsvizepräsident Mark Dainow ans KOMM heißt es: »Schändlich ist, dass Ihre Security-Mitarbeiter dem Rabbiner in keiner Weise halfen, sondern ihn noch aufforderten, Fotos, die er zur Dokumentation des Geschehenen machte, von seinem Handy zu löschen.«
Henryk Fridman, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Offenbach, sagte der Zeitung »Offenbach-Post«: »Der Rabbi hat mich während der Attacke angerufen, ich habe alles mit angehört. Es ist ein großes Glück für Gurewitz gewesen, dass er bei der Verfolgung durch die Jugendlichen im KOMM-Parkhaus durch einen zufällig vorbeifahrenden jüdischen Mitbürger gerettet wurde.«
Hass Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) verurteilte den aktuellen verbalen Angriff. »Wir stehen für Weltoffenheit und religiöse Freiheit«, betonte er in einer Stellungnahme. Der Vorfall aber zeige, dass es auch Menschen gebe, die die demokratischen Grundwerte nicht teilten oder sich von ihrem Hass fehlleiten ließen.
»Umso wichtiger ist es, nicht nachzulassen im gesellschaftlichen Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und religiöse Intoleranz«, betonte Oberbürgermeister Felix Schwenke.