Gießener Synagoge nun besser geschützt
"Es ist in diesem Jahr viel passiert, und es sollen auch noch weitere Schutzmaßnahmen folgen", erklärte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gießen, Dr. Dow Aviv, am Donnerstag auf GAZ-Anfrage. So seien bereits 70 000 Euro, die die Stadt Gießen aus ihrem Haushalt zur Verfügung gestellt habe, für die Modernisierung der Sicherheitstechnik ausgegeben worden, fügte Aviv hinzu.
Der Anschlag auf die Synagoge von Halle scheiterte damals zwar, aber der Attentäter ermordete zwei Personen im Umfeld. Die antisemitisch motivierte Bluttat sorgte auch in Gießen für eine Debatte über die Sicherheit des jüdischen Gemeindezentrums im Burggrabenviertel, zumal ein Gutachten des Landeskriminalamts Defizite benannt hatte.
"Es gibt mittlerweile ein neues Gutachten, mit dem auch die Sicherheitsstufe für unsere Gemeinde angehoben wurde", erläuterte Aviv. Dies gelte bundesweit für fast alle jüdischen Einrichtungen. Der Vorsitzende geht davon aus, dass weitere bauliche Maßnahmen mit Mitteln vom Land Hessen bzw. vom Bund finanziert werden, die im vergangenen Jahr grundsätzlich zugesagt worden seien. In Gießen gebe es, was bauliche Veränderungen betreffe, auch Abstimmungen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt. Details, was gemacht worden ist und noch gemacht werden soll, nannte Aviv aus Sicherheitsgründen nicht.
"Die Stadt steht zu ihrem Wort", erklärt der Magistrat zu den bereits getätigten Sicherheitsmaßnahmen. "Wir wollen die jüdische Gemeinde unterstützen und schützen - gerade auch dann besonders, wenn das Klima gegenüber den jüdischen Gemeinden im Land feindlicher und antisemitischer wird", heißt es in einer Stellungnahme der Stadtregierung. Es sei schlimm genug, dass es dieser zusätzlichen Schutzmaßnahmen überhaupt bedürfe.
Aus Anlass des ersten Jahrestags des Anschlags in Halle haben die Kirchen in Gießen eine Erklärung veröffentlicht. "Wir wollen jüdisches Leben in Deutschland und wir stellen uns deshalb solidarisch vor und neben unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihre Synagogen", heißt es darin. Es sei die Aufgabe des Staates, jüdisches Leben zu schützen und antisemitische und fremdenfeindliche Straftaten "konsequent zu verfolgen".
Bezug wird in der Erklärung auch auf den Angriff vor einer Hamburger Synagoge genommen, bei dem vor einigen Tagen ein jüdischer Student schwer verletzt wurde. "Dieser feige Angriff zeigt, dass wir wachsam bleiben und aufeinander aufpassen müssen", sagte Aviv.